Römische Arbeiten
Die Riesensäule
Ein römisches Werkstück im Felsbergwald
in Lautertal / Reichenbach
9,33 lang, 27,5 t schwer
Eine Säule mit fast
2000 jähriger Geschichte
Entstanden: Vermutlich Anfang des 4. Jahrhunderts.
306 - 307:
Konstantin der Große (geb. um 275), römischer Kaiser,
von 306 - 316 hatte er seine Residenz in Trier.
Treveris war eine römische Metropole mit damals rund 60.000 Einwohnern, die einige Jahrzehnte später mit 80.000 – 100.000 Einwohnern das modernen Trier erreichen sollte: Paläste, Thermen, Tempel, kilometerlange Wasserleitungen aus dem Ruwertal, wertvolle Mosaiken und prachtvolle Villen legen Zeugnis vom Residenz-Status Triers ab.
Quelle: http://www.3sat.de/SCRIPTS/print.php?url=/nano/tipps/108833/index.html
310 / 320 in Trier:
Bau einer großen Kirchenanlage.
370 / 380:
war auf dem Gelände der Nordostkirche der so genannte Quadratbau vollendet. Vier mächtige Granitsäulen ( Monolithe, 12 m lang und 65 t schwer) vom Felsberg im Odenwald stützten ihn. Noch heute sind davon vier Kapitelle (aus Auerbacher Marmor) wie auch einige Bogenteile im Dom zu sehen. Zwei Bruchstücke einer Säule liegen als Trierer Domstein seit 1623 neben dem Domportal.
Die Säule aus dem Felsberg mit „nur“ 9,33 m hat den Weg nach Trier nicht gefunden.
1476:
Erwähnt in einer Urkunde des Bensheimer Archivs als stein Sule.
1560:
Eintragung im Bensheimer Archiv (Hans Pfaum) als Bonifatiussäule.
1784:
Der gleiche Name erscheint in einem Bericht eines kurmainzischen Beamten.
Auf halber Höhe der Säule ist eine Nische mit vermutlich dem Bild vom Hl. Bonifatius; (geb. 672/675 im Südwesten Englands; getötet 754 oder 755) Die Vermutung, dass sie aufrecht gestanden haben muss, liegt daher nahe.
Nach Professor Behn, er war 1922 bis 1945 für die Bodendenkmalpflege in Südhessen zuständig, muss sie ein Denkmal des heidnischen Götterdienstes gewesen sein und wurde mit der Christianisierung in ein christliches Denkmal umgedeutet.
1630-1645:
Die Säule wurde auf Betreiben des Pfarrers in Reichenbach umgestürzt, da die Einwohner an den germanischen Bräuchen festhielten, um dort zum 1. Mai die alljährlichen Frühlingsfeste zu feiern.
Das Sommerholen und die Wallfahrt zur steinernen Säule um die Frühlingssonnenwende. Pfarrer Walther schrieb: 1615 uf Laetare den 19. Martii (März). Obwohl die Wahlfahrten zur Steinernen Säule, das Sommerholen und Zechen der jungen Burschen mit den Mägden vorige Jahr bey 10 fl. (Gulden) verbotten wurde, .....haben die leichtfertige Bursch solch Unwesen all wieder repetiert“.
Quelle: Reichenbacher Heimatbuch , Seite 121
1645:
Der Kupferstecher und Verleger Matthäus Merian der Ältere (1593 - 1650 ) schreibt von einer liegenden Säule und „dass noch vor einigen Jahren das junge Volk ihren Tantzplatz allda gehalten haben.“
Quelle: Reichenbacher Heimatbuch S. 226
Merian der Ältere: Die Topographia Germaniae ist sein Hauptwerk (ab 1642). In 30 Bände enthält es insgesamt 92 Karten und 1486 Kupferstiche mit 2142 Einzelansichten von Städten, Ortschaften, Schlössern, Burgen und Klöstern mit zahlreichen Stadtplänen und Landkarten sowie einer Weltkarte. Die Topographia war damit eines der größten Verlagswerke dieser Zeit.
1650:
Bericht über Säule von Johann Just Winckelmann (1620 -1699) in seiner Hessischen Landesbeschreibung
„An der Wegscheide und Grentzen des Felsberger Waldes bei Reichenbach ist auf Erbachischem Grund eine große, gewaltige, harte ,glatte, zirkelrunde, steinerne Säule mit höchster Verwunderung zu sehen.Unten hat sie zween Schnitt mit einer Sägen. Auf der einen Seite sieht man gleich etliche Rahmen, also daß man aus allen Umständen vermuthet, als ob dieser Stein nicht natürlich, sondern gegossen seye, in welcher Kunst die uralte Völker trefflich erfahren gewesen.....Die Säule soll 3,30 m länger gewesen sein, gestalt soches Stück als der Fuß, in dem nächstunten gelegenen Dorf Beedenkirchen zu sehen seyn sollte“.
Quelle: Reichenbacher Heimatbuch S. 227
J.J. Winckelmann: Die „Landesbeschreibung von Hessen“ von Johann Just Winckelmann,(im Heimatbuch erscheint er fälschlicherweise als Winkelmann) ist ein mehrbändiges Werk und für diese Zeit sehr ausführlich
1776:
Eintrag vom 9. August in den Bensheimer RatsprotokollenKurpfalz plant, die Säule nach Schwetzingen oder Mannheim zu bringen.
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„Dieses Monumentum, so vermutlich in Aelteren Zeiten zu einen Götzenaltar möchte bestimmt
gewesen sein , will nun von Churpfalz für ein Eigentum anrüchig gemacht, auch wie man zuverlässig
erfahren, aus der Lage des Waldes, wo sich die Säule gleichsam in einem Kessel befindet, nächst auf
Walzen, wie sich eine unlängst in loco besonders abgeordneten Besichtigungskommission geäußert,
amovit (sie fortschaffen) und nach Mannheim oder Schwetzingen zu bringen, um solches als ein
seltenes Kennzeichen eines Altertums aufzustelle“.
Quelle: Reichenbacher Heimatbuch S. 227
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1777: Abbé Häfelin ist der erste Gelehrte, der die Säule als römische Steinmetzarbeit erwähnte. In seinem
Bericht findet sich auch zum ersten Mal die Bezeichnung Riesensäule.
1780: Die Reichenbacher wollen am 5. Juni die Steinerne Säul ausgraben und wegschaffen. Die
Bensheimer beschweren sich beim Oberamt Starkenburg, die Grenzsteine im Felsberg trügen doch
das Mainzer Wappen.
Quelle: Reichenbacher Heimatbuch S. 227/228
Nach 1815: Der Dramatiker und Schriftsteller August Kotzebue (geb. 1771 in Weimar, ermordet 1819 in Mannheim) macht nach den Freiheitskriegen (1812-15) den Vorschlag, die Säule als Denkmal auf das Schlachtfeld nach Leipzig zu bringen.
1850: Das Fußstück, das Winkelmann erwähnte, soll bei der Anlage eines Weges in Beedenkirchen gesprengt worden sein.
1980: Ein Stück der Riesensäule bricht ab. In der Nacht zum 1. Mai wird ein Feuer an der Säule gemacht. Die einseitige Erwärmung verursacht Wärmespannungen, die zum Bruch der Säule führen.
2008: Die Riesensäule ist weiterhin die Attraktion des Felsenmeeres; 150.000 Besucher jährlich.